Hof Bieli – unsere Geschichte

filliger

Manuela und Markus Filliger beim Ernten im Gewächshaus

· 11,5 ha, davon 0,35 ha Spezialkulturen
· Manuela und Markus Filliger (37 und 38)
mit Marc (4), Nik (7), Lukas (9)
· 5. Generation
· Aufzucht von Mutterkuh-Jungtieren, 

Text: Anita Lehmeier Bilder: Christian Perret – aus Nidwaldner Kalender 2018

Beeren, Kirschen, Himbeerwein, Trockenfleisch, Hauswürste, Konfi, Gelee, Sirup, Eier, Holzdekor von Kusi. 

Auf dem Bieli­Hof arbeitet eine lokale Berühmt­heit: das eierlegende Huhn auf dem Dach des Hofladens, gleich nach dem Allweg, wo die Dra­chenried­Ebene beginnt. Die mannsgrosse Hen­ne weist unübersehbar auf den Hofladen der Filli­gers hin. Der kleine Raum bietet alles, was Gutes vom Hof Bieli kommt. Und der Laden ist auch so, wie ihn sich die Filligers gewünscht haben. Mit Warenautomaten. Die müssen entsprechend dem Angebot über Kühlung und grosse Fächer verfügen. «Wir haben ewig und drei Tage nach passenden Automaten gesucht, bis wir die richti­gen gefunden haben. Im Aargau», erzählt Markus Filliger. «Im Jahr 2000 kam der erste. Es fühlte sich ein bisschen an wie unser erstes Kind. Eine gros­se Sache», erinnert sich Filliger schmunzelnd. Im Hofladen stehen jetzt zwei solche Automaten. «Ohne die müsste ich stündlich runtergehen und nachfüllen, grad im Sommer», erklärt Manuela, die Hüterin des Hofladens. Der Hofladen ist der Ort, wo Filligers, überzeugte Direktvermarkter in allen Bereichen, den Hauptabsatz machen. 

Die Idee, in den Laden zu investieren, war also zwingend und richtig. Das grosse Plus hier: die Frische, der kürzestmögliche Weg zum Kon­sumenten. Ein Vorteil, der Filligers eine treue Stammkundschaft sichert. 

Bieli­Hof­Produkte findet, wer nicht zur Riesen­Henne fahren will, auch in lokalen Läden, im Guetli­Shop, im Dorf­ platz 9, Spar, bei Christen Beck, sommers auch am Stanser Wochenmarkt bei Zimmermanns am Stand. Oder bekommt sie in Restaurants aufge­ tischt: auf dem Stanserhorn, in der Villa Honegg, im Pilgerhaus in Maria­Rickenbach. 

Mit dem Anbau von Beeren hat schon Markus’ Vater begonnen, vor über 30 Jahren. «Früher ern­tete man, was der Beerengarten hergab, eher so hobbymässig, heute baut man Anlagen», erklärt Markus. So eine steht oberhalb des Wohnhau­ses im steilen Hang. Erdbeeren und Himbeeren, Brombeeren und Blaubeeren sowie Kirschen wachsen hier. Feinste Fliegengitter umspannen die Anlagen. Diese Investition war nötig wegen der Kirschessigfliege, einem vor vier Jahren aus Asien eingeschleppten Wüterich. Eine Folie schützt die Früchte vor Regen und Hagel. Um trotz Umhüllung die Bestäubung zu gewährleisten, wohnt ein Bienenvolk im luftigen Gewächshaus. Auf ihren Beeren bleiben Filligers nie sitzen, im Gegenteil. «Wir sind in der Luxusposition, eher zu wenig als zu viel zu haben», sagt Manuela. Wachs­tum und Ausbau sind aber nicht das Ziel. «Sonst müssten wir Festangestellte haben. Jetzt schaffen wir das Früchtegeschäft mit der Familie und ein bis zwei Erntehelfern in der Hauptsaison.» 

Die Beeren­Kulturen sind ein Standbein der Fil­ligers, das andere ist die Aufzucht von Mutter­kuh­Jungtieren. Vor zwei Jahren stellte die junge Bauernfamilie von reiner Milchwirtschaft auf Aufzucht um. «Bei der Meisterprüfung habe ich gelernt, eine Vollkostenrechnung zu machen. Damit hatte man endlich schwarz auf weiss, was man schon lange gespürt hatte: Milch zu pro­ duzieren rechnet sich für einen Betrieb unserer Grösse nicht.» Also suchte man Alternativen zu den Milchkühen, prüfte auch exotische Varianten wie Wasserbüffel. Nach genauer Abwägung ent­schloss man sich für die Aufzucht von Mutterkuh­ Jungtieren. «Rundherum ist Grasland, es wäre wi­dersinnig, die Wiesen nicht zu nutzen und ganz auf Kühe zu verzichten», so Markus’ Überlegun­gen. Weil der fast 200­jährige Gaden nicht mehr konform war, bauten Filligers einen topmodernen Laufstall. Strom bezieht das markante Gebäude von einer Solaranlage auf dem Dach. 

Die Umstellung von Milchwirtschaft auf einen Aufzuchtbetrieb war für alle ein grosser Wechsel. Für die ältere Generation war es anfangs schwie­rig, die Milchproduktion aufzugeben. Generati­onenwechsel auf einem Hof seien nicht immer einfach, weiss der Jungbauer aus Erfahrung, grad wenn man Neues wagen will. «Heute führt mein Vater Bieli­Gäste voller Stolz durch den neuen Stall.» Und im alten Gaden hausen seit kurzem Hühner in Volièrenhaltung, rund 30 Stück. «Die haben wir angeschafft, nachdem unser Eierliefe­rant die Legehennenhaltung eingestellt hat. Sonst hätten wir die berühmte eierlegende Henne ab­ montieren müssen», erzählt die Jungbäuerin, die eigentlich nie Bäuerin werden wollte. Sie kann­te das strenge Metier, ihre Eltern führen die für ihre Kapaune berühmte Beiz Blasenberg auf dem gleichnamigen zugerischen Hügel. Die Liebe hat Manuela dann umgestimmt, heute ist sie mit Leib und Seele Bäuerin und Businessfrau. 

Ob einer der Söhne mal den Bieli­Hof übernimmt, darüber machen sich Manuela und Markus noch keine Gedanken. «Wer nur klagt und stöhnt und jammert als Bauer, muss sich nicht wundern, wenn die Jungen nicht übernehmen wollen», ist Markus überzeugt. Auch wenn das Leben als Landwirt kein Ponyhof sei – tauschen möchten Filligers nicht.