Hof Ober-Hinterbach – unsere Geschichte

 


Elsbeth und Ernst Amrhein steigen in die Höhe. 

· 13 ha, auf der Sonnenseite des Drachen- rieds 
· Ernst und Elsbeth Amrhein (50 und 51) mit Nick (19) und Billy (22) – Mike (24) und Désirée (26) sind ausgeflogen 
· 3. Generation
· Milchwirtschaft, frisches Obst, plus 

Punsch und Most, Nüsse, Honig, Holz. 

Text: Anita Lehmeier Bilder: Christian Perret – aus Nidwaldner Kalender 2018

«Wir sind auf der Sonnenseite des Drachenrieds daheim», sagt Ernst Amrhein. Er hat zusammen mit Elsbeth den väterlichen Hof vor achtzehn Jah­ren übernommen. Sie hielten an beiden Stand­beinen des Betriebes fest, der Milch­ und der Obstwirtschaft. Allerdings bauten sie bald auf Laufstallhaltung um. Heute tummeln sich hier 20 Kühe und Jungtiere. Und ein OB­Stier. Im Obst­ bau stellten sie auf Niederstammbäume um. Und auf Vielfalt. Eine verblüffende. Heute können Am­rheins allein 20 Sorten Äpfel anbieten, sieben Sor­ten Zwetschgen, sechs Sorten Birnen, ausserdem Quitten, Kirschen, Nüsse, Süessmost, Orangen­most, Apfelpunsch, Apfelringli und Honig. «Die Leidenschaft fürs Obst, für die sonnenverwöhn­ten Früchte, habe ich wohl vom Vater geerbt», meint Ernst, schon zu dessen Zeiten hätten Obst­bäume die Umgebung geziert. Der Hof Ober­Hin­terbach sei mit seiner Lage eben ideal für Milch­ und Obstwirtschaft. «Mit unserer Milch stellt die Käserei Seiler in Sarnen feinen Raclette­Käse her. Den Weltbesten, gemäss dem Wissensmagazin Galileo», erzählt Ernst stolz. 

«Die Hanglage macht unser Land sehr arbeits­ intensiv. Äs isch stotzig bi eys, vor allem auf der Schattenseite gegen den Alpnachersee», gibt Elsbeth zu bedenken. Sie kümmert sich neben vielem in Haus und Hof auch um die Bienen, die für beide ganz natürlich zu einem Obstbetrieb ge­hören. «Bienen brauchts zur Bestäubung. Und als Geschenk obendrauf gibts Honig», erklärt Ernst. «Als wir anfingen, fand ich keinen Imker, der uns Bienen brachte. Wir sind erst aus purer Notwen­digkeit auf Bienen gekommen. Die Freude an die­sen spannenden Tieren kam dann bald dazu.» 

In Elsbeths Bereich gehört auch das Mosten. Auf dem Hof wird selber gepresst, gemostet und steri­lisiert, rund 2000 Liter jährlich. «Wir füllen unse­ren Most in 10­Liter­Bags in Box ab. Das hat sich als gute Nische herausgestellt. Die 25­Liter­Fla­schen liefern wir an Erntedankfeste, Älplerchil­ bis, Volksfeste», erzählt Ernst. 

Ein weiterer Abnehmer von Amrheins süssen Früchten, nämlich der Speiseäpfel, ist die Steinag im Rozloch. «Die legen immer für die Angestellten Äpfel auf», lobt Ernst den Arbeitgeber. Er ist dem Betrieb nah verbunden, schon lange. Seit 28 Jah­ren arbeitet er während dreier Monate im Winter hier. «Ich mache da Revisionsarbeiten, eine inte­ressante und vielseitige Arbeit. Zudem tuts auch der Beziehung gut, wenn man zur Abwechslung mal nicht rund um die Uhr zusammen ist und zusammenarbeitet. Das können sich viele Nicht­ Bauern gar nicht vorstellen… Und nicht zuletzt für den Winterjob spricht – der Nebenverdienst», so Ernst. Er erinnert an die zwei letzten miserab­len Jahre im Obstbau, wo Hagel und Frost die Ern­ten weitgehend verdorben haben. «Und dann war da noch die Kirschessigfliege, dieser ungebetene Gast aus Asien… Ihretwegen mussten wir viele Kirschbäume ausreissen. Von den Ernteeinbus­sen ganz zu schweigen. Wenn wir vom Obst allein leben müssten, wäre das schlimm geworden.» 

Die Entscheidung zur Mehrbeinigkeit im Betrieb und zu Nischenprodukten erwies sich als richtig. Eine dieser Nischen, die bei Amrheins immer auch so Herzblut­Sachen wie Punsch und Ho­nig sind, ist das Holz, neben Land und Stall ganz Ernsts Domäne. Er holt aus seinen zwei Hekt­aren Wald viel Buchenholz und macht daraus Cheminée­Holz. Bis dieses gespalten und aufge­schichtet ist zum Trocknen, nimmt man das Holz oft in die Hände. So richtig rechnen tue sich das mit dem Holz kaum. «Aber ein Wald muss gepflegt und bewirtschaftet werden, das Holz genutzt. Wir heizen nur mit eigenem Holz», erklärt Ernst. Aus­serdem mache ihm die Arbeit im Wald einfach Freude. Und seine langjährigen Kunden könne er ja nicht holzlos durch den Winter schicken. Letztes Jahr, zum runden Geburtstag von Elsbeth, sind Amrheins erstmals seit der Hofübernahme in die Ferien gegangen. «Mit dem Ferienmachen ist das für einen Bauern so eine Sache: Wenn man Kühe im Gaden hat, ist das ein bisschen wie mit kleinen Kindern: Man kann sie nicht allein lassen. Hat keine ruhige Minute mehr», meint Ernst. Weil sie wussten, dass Sohn Billy daheim zum Rechten schaut, konnten sie die Ferienwoche im Bregen­zerwald auch richtig geniessen. 

Ob er oder ein anderer Spross mal übernimmt, bereitet Amrheins noch lange kein Kopfzerbre­chen. «Das sehen wir dann. Jetzt sind wir zufrie­den mit dem, was wir erreicht haben. Wir haben ein Auskommen. Und das Wichtigste obendrein: Glück und Gesundheit in der Familie. Was wol­len wir mehr?», sagt Ernst mit seinem typischen verschmitzten Lächeln. «Und wir sind ein gutes Team, gell!», fügt Elsbeth hinzu. Das war keine Frage, sondern eine Feststellung.