Aus dem «Bratig» Kalender – Hof Vorsäss

Familie Schwitter im Jahr 2018 – noch als 4,5 Personen Haushalt

· 19 ha auf dem Mueterschwandenberg
· Priska und Flavian Schwitter (34 und 38) mit Nea (2) und Eva (4), bald mit Geschwisterchen
· 3. Generation
· Natura-Beef, Schub (Schule auf dem Bauernhof), Bäumix (Erlebnistage für Gross und Klein), Baumpatenschaften, im Sommer Openair «Into the Wäid». 

Text: Anita Lehmeier Bilder: Christian Perret – aus Nidwaldner Kalender 2018

Besucher auf dem Hof Vorsäss können was erle­ben. Da ist zuerst einmal die Aussicht. Ein Prachts­blick von 750 Höhenmetern auf die Berge rundhe­rum und runter ins Tal, Ansichtskarten­würdig. Im Vordergrund saftige Weiden und grüne Hecken, Hochstammbäume und Natursteinmäuerchen, alles so idyllisch wie gephotoshopt. Dann ist da das Empfangskomitee. 

Dieses besteht aus der Berner Sennenhündin Lilli, die einem freudig zuwedelt, und einer schnat­ternden Schar Pommernenten, die Ankömmlinge phonstark vermelden, noch bevor man geklingelt hat. Das hübsche Federvieh räumt nebenbei auch mit den Schnecken im Garten auf. 

Den Mittelpunkt dieses lauschigen Bildes hier hoch oben auf dem Mueterschwandenberg bildet die Mutterkuhherde, 26 Kühe mit ihren Kälbern, die sich auf der Weide tummeln. Ein seltener Anblick – Kühe und Kälber vereint. Und dann obendrauf und mittendrin Hugo, der das Bild vom Familienidyll erst komplett macht: ein rein­ rassiger Limousin­Stier, fünf Jahre alt und 1000 Kilogramm schwer – ein Prachtstier. Unter den Stirnlocken guckt Hugo seine Besucher mit skep­tischem Blick an. Er lässt zwar zu, dass man sich seiner Grossfamilie nähert, macht aber durch seine unmissverständliche Zeichensprache je­ dem klar, wer hier der Chef ist.
Da Flavian oft bei der Herde ist, jedes Muttertier mit Namen anspricht, sind sich die Tiere den Um­gang mit Menschen gewohnt. So können Schwit­ters auf dem Hof Vorsäss auch Schule auf dem Bauernhof, kurz Schub, anbieten, unvergessliche, erlebnisreiche Stunden für Schüler. Die Kinder sollen hier nicht nur sehen, was ein Bauer den ganzen Tag so macht, sie dürfen auch mit­erle­ben und zupacken: an der Sense, beim Heuen, beim Melken. «Für Kinder ist das eine tolle Sache, mal frische, kuhwarme Milch von der Zitze zu kosten», sagt Priska, ausgebildete und praktizie­rende Waldkindergärtnerin – sie hat ein 25­Pro­zent­Pensum beim Waldkindergarten in Ennet­bürgen, den sie mit initiiert hat. 

Auch Flavian arbeitet nebenbei, im Winter im Voll­pensum bei Metallbau Keller in Dallenwil. So ein Job ausser Haus sei nicht nur notwendig, sondern habe auch gute Seiten, meinen beide Schwitters: «Als Bauer ist man Einzelkämpfer. In einem Team hat man immer Kollegen um sich, mit denen man sich besprechen kann. Und bei der Arbeit ausser Haus und Hof bekommt man mit, womit andere Branchen, andere Berufsgruppen zu kämpfen haben, das erweitert den eigenen Horizont. Und es erlaubt auch einen Aussenblick auf unsere Ar­beit, unseren Betrieb.» 

Den haben sie von Flavians Eltern Doris und Pe­ter Schwitter­Barmettler übernommen und sind gleich auf Mutterkuhhaltung, sprich Natura­Beef umgestiegen. «Vor allem us Fräid», sagt Flavian. «Das war während meiner Meisterprüfungs­Zeit. 

Ich hatte es durchgerechnet: Wir haben mit Mut­terkuhhaltung den gleichen Ertrag wie mit reiner Milchwirtschaft, aber wir haben weniger Arbeit.» Die Arbeit an sich, mit den Tieren, mit der Natur, sei kein Problem, die mache ihm uwadlig Freu­de, betont Flavian – wer ihn inmitten seiner Kühe und Kälber sieht, glaubt ihm das sofort –, nur das Verhältnis Arbeit – Lohn mache ihnen als Kleinbe­trieb manchmal Sorgen. 

«Aber wenn wir grösser wären, müssten wir auch rücksichtsloser sein», ist Flavian überzeugt. Und weniger respektvoll mit Mensch, Tier und Natur umzugehen, steht auf dem Hof Vorsäss ausser Frage. 

Nachdem die Kälber zehn bis elf Monate die reine Familien­ und Landschafts­Idylle geniessen durf­ten, kommen sie in die nahe Metzgerei Stutzer & Flüeler. Auf Bestellung beliefert Flavian seine Kunden direkt mit 10­Kilo­Mischpaketen Fleisch. Oder Coop verkauft seine Spezialitäten als Na­tura­Beef. Gesundes Fleisch von gesunden und glücklichen Tieren. 

Dass dieses Versprechen auf dem Vorsäss­Hof ge­halten wird, das haben schon viele Kindergärtler und Schüler live mit­erlebt. Und davon können sich auch Erwachsene gern überzeugen lassen. Mit einem Besuch bei den Schwitters, bei Lilli, den Plauder­Enten, bei Hugo und den Seinen. Wenn Flavian abends die Herde in den Stall lot­sen will, holt er übrigens nicht Hugo, sondern eine der Kühe, die der Herde voran heimgeführt wird. «Hugo kommt dann schon nach. Dann, wann er will. Aber ich will ihm seinen Stolz lassen. Wir re­spektieren uns gegenseitig», sagt Flavian. 

Den aktuellen Betriebsspiegel 2021/2022 finden Sie hier: Erlebnishof-Vorsäss Betriebsspiegel